24
Jul
2017

Noten lesen lernen und Notenlehre Teil 6

Harmonielehre (Akkorde und Dreiklänge)

Die Harmonielehre behandelt das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Tönen. So können verschiedene Gefüge, wie beispielsweise Drei- und Vierklänge, geformt werden, welche zusammen auf eine charakteristische Weise klingen. Wie diese Gefüge geformt werden und wie sie verwendet werden wird im Weiteren dargelegt.

Dreiklänge

Dreiklänge sind, wie der Name schon sagt der Zusammenklang dreier Töne, welche nach einem bestimmten Aufbau in verschiedene Arten klassifiziert werden. Es gibt große (Dur) und kleine (Moll), verminderte und übermäßige Dreiklänge. Die bekanntesten und am meisten genutzten Dreiklänge sind jedoch die Dur- und Molldreiklänge. Dreiklänge sind im Allgemeinen durch zwei Terzen aufgebaut. Eine große und eine kleine Terz ergeben, je nachdem wie sie geschichtet sind, einen Dur- bzw. Molldreiklang. Werden zwei kleine Terzen übereinander geschichtet erhält man einen verminderten Dreiklang. Zwei große Terzen ergeben einen übermäßigen Dreiklang. (vgl. Enders et. al., 2000: 92; Grabner, 1982: 100ff.)


Abbildung 1 Dreiklang-Arten (Heinz, o.J.)

Vierklänge

Vierklänge, auch Sept- oder Septimenakkord genannt, entstehen durch ergänzen einer weiteren Terz oberhalb des Dreiklanges. Je nach Schichtung ergeben sich ähnlich wie bei den Dreiklängen verschiedene Arten von Vierklängen. (vgl. Enders et. al., 2000: 368)


Abbildung 2 Vierklang-Arten (Smola, o.J.)

Auf alle Dreiklänge können sowohl eine kleine, als auch eine große Terz draufgepackt werden. Die Ausnahme bildet der übermäßige Dreiklang, zu ihm kann man nur eine kleine Terz hinzufügen, da eine große Terz einen Oktavsprung vom Grundton auf die Septime hervorrufen würde und es damit kein richtiger Vierklang mehr wäre. (vgl. Smola, o.J.)

Umkehrungen

„Umkehrung[en sind] das Vertauschen von Tönen und Stimmverläufen im Richtungssinn >>oben-unten<< (vertikal). Ein Intervall wird umgekehrt, indem ein Ton in die obere oder untere Oktave versetzt wird; dabei wird die Sekunde zur Septime, die Terz zur Sexte, die Quarte zur Quinte usw. Bei der Umkehrung von Akkorden wird ein anderer Ton als der Grundton zum Basston. Die Umkehrung des Dur- bzw. Molldreiklangs sind der Sextakkord und der Quartsextakkord; die Umkehrung des Septimenakkords sind der Quintsextakkord, der Terzquartakkord und der Sekundakkord“ (Enders et. al., 2000: 431)

Abbildung 3 Vierklang-Umkehrungen (Smola, o.J.)

Umkehrungen werden auch dazu genutzt um Akkorde und Akkordreihen interessanter zu gestalten.

Kadenzen

Kadenz kommt von dem lateinischen Wort cadere, welches übersetzt „fallen“ bedeutet. Kadenzen sind eine Folge von Akkorden, welche eine Schlusswirkung besitzen. Sie sind an das Akkordsystem der Harmonielehre gebunden. Die vollständige Kadenz setzt sich aus der authentischen (Abbildung 4) und der plagalen (Abbildung 5) Kadenz zusammen, wobei die Akkorde der plagalen Kadenz in umgekehrter Reihenfolge der authentischen Kadenz vorangestellt sind. Es entsteht also ein Aufbau der Reihenfolge Tonika (T), Subdominante (S), Dominate (D), Tonika (T). Die Dominate hat in diesem Falle die Leittonfunktion, welche auf den Schluss der Kadenz hinführt. (vgl. Enders et. al., 2000: 176)


Abbildung 4 authentische Kadenz (Gorski, o.J.)


Abbildung 5 plagale Kadenz (Gorski, o.J.)

Die oben angesprochene vollständige Kadenz als Grundform kann durch einen Ganzschluss, Halbschluss oder Trugschluss erweitert und verändert werden.

„[Der] Ganzschluss [ist] im Gegensatz zum Halbschluss und Trugschluss der Schluss auf der Grundstufe (Tonika), der harmonisch durch eine Kadenz eingeleitet und bestätigt wird. Der Ganzschluss wird oft auch durch rhythmische und melodische Schlussformeln verstärkt.“ (Enders et. al., 2000: 123)

Der Halbschluss, auch unvollkommener Schluss genannt lokalisiert sich im Verlauf oder am Ende eines Musikstücks. Er endet meistens auf einer Dominante. Bei dem Trugschluss folgt auf die Dominante nicht die übliche Tonika, „sondern ein anderer, meist mit der Tonika verwandter Akkord.“ (Enders et. al., 2000: 42)


Dies ist der sechste Artikel einer Artikelreihe, die dabei helfen soll mit Musiknoten einfacher klarzukommen und evtl. auch Leute dazu animieren soll sich als etwaiger Musiker das Notenlesen selbst beizubringen. Die Artikelreihe stützt sich auf eigene Erfahrungen und auf das Buch „allgemeine Musiklehre“ von Hermann Grabner in der 14. Auflage, alle weiteren Quellen sind entsprechend verzeichnet. Der nächste Artikel wird die Grundbegriffe der Melodielehre behandeln.


Quellen

Enders, Bernd; Frey, Jürgen; Nickles, Ralph; Welke, Thomas (2000): Schülerduden Musik, 3. völlig neu bearbeitete Aufl., Mannheim, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG

Gorski, Markus (o.J.): Authentisch und plagal, [online]
www.lehrklaenge.de/HTML/Popup/AuthentischPlagalPopup.html [10.05.2017]

Grabner, Hermann (1982): Allgemeine Musiklehre, 14. Aufl., Kassel: Bärenreiter

Heinz, Haiko (o.J.): Harmonielehre-Workshop #2 – Intervalle, Akkorde und Kadenzen, [online]
https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/harmonielehre-workshop-2-.html [10.05.2017]

Smola, Peer (o.J.): Akkorde – Vierklänge, [online]
www.tabazar.de/musikon/index.php?page=404 [10.05.2017]