17
Jul
2017

Noten lesen lernen und Notenlehre Teil 5

Begriffserklärungen zu Skalen, Dur- und Mollskalen, Pentatonik

Um ein Verständnis für Tonalität und die verschiedenen Skalen aufzubauen gilt es zunächst die Begriffe Diatonik, Chromatik und Enharmonik zu klären. Darauf folgend wird der Aufbau von Dur- und Mollskalen, sowie die Pentatonik betrachtet.

Diatonik

Diatonik ist von dem griechischen Wort diátonos abgeleitet, welches übersetzt „durch Ganztöne (gehend)“ bedeutet. Die Diatonik ist „die Einteilung der Oktave in fünf Ganz- und Halbtöne“ (Enders et al., 2000: 85).

„Als ‚diatonisch‘ bezeichneten die Griechen die Aufeinanderfolge von Tönen, die der Mehrzahl nach Ganztöne waren“ (Grabner, 1982: 56)

Die diatonische Skala lässt sich aus den diatonischen Intervallen ableiten. Diatonische Intervalle sind die „reine Quarte, Quinte und Oktave, große und kleine Sekunde, Terz, Sexte und Septime“ (Enders et al., 2000: 85).

Geschichtlich gesehen bildet die Diatonik zusammen mit Chromatik und Enharmonik die Grundlage der antiken griechischen Musik. In der griechischen Musik stellt die Quarte (das Tetrachord), im Mittelalter die Sexte (das Hexachord) und Heute die Oktave den Rahmen für den Wechsel von Halb- und Ganztönen dar. Im 16. Jahrhundert wurde nach und nach die Chromatik in die Diatonik eingeführt. Im 19. Jahrhundert wurde die diatonisch orientierte Kunstmusik weitgehend von der Chromatik abgelöst. (vgl. Enders et al., 2000: 85)

Chromatik

Chromatik ist von dem griechischen Wort chrõma abgeleitet, welches übersetzt „Farbe“ bedeutet. Die Chromatik ist „die durch Versetzungszeichen (♯, ♭) bewirkte Färbung (Erhöhung oder Erniedrigung) der Stammtöne einer Tonart im diatonischen System“ (Enders et al., 2000: 73)

„‘Chromatisch‘ […] ist die Aufeinanderfolge von Tönen, die in einem Halbtonverhältnis zu einem Ton der Grundskala stehen“ (Grabner, 1982: 57)

Eine Skala wird als chromatisch bezeichnet, wenn sie 12 Halbtöne in der Oktave hat. Als chromatische Intervalle werden alle verminderten und übermäßigen bezeichnet. (vgl. Enders et al., 2000: 73)

Enharmonik

Enharmonik ist von dem griechischen Wort enarmónios abgeleitet, welches übersetzt „in der Harmonie“ bedeutet. Die Enharmonik ist „das Verhältnis zweier Töne, die durch Erhöhung [beziehungsweise] Erniedrigung zweier benachbarter Stammtöne gebildet werden“ (Enders et al., 2000: 101)

„‘Enharmonisch‘ sind Töne, die nach akustischen und mathematischen Verhältnissen verschieden sind, aber nach unserem Tonsystem als identisch behandelt werden.“ (Grabner, 1982: 57)

Seit dem 16. Jh. werden die enharmonischen Tonstufen verwendet. Seit dem 18. Jh. werden enharmonische Tonstufen, welche gleich klingen in einem Ton zusammengefasst (z.B. fis = ges). (vgl. Enders et al., 2000: 101; vgl. Grabner, 1982:57)

Skalen

„Skala“ ist ein anderes Wort für Tonleiter. Eine Skala setzt sich aus einzelnen Tönen zusammen, welche Stufen heißen. Zusätzlich dazu trägt der Anfangs- und Endton den gleichen Namen.

Durskala

Der Begriff Dur wird von dem lateinischen Begriff durus abgeleitet, welcher übersetzt „hart“ bedeutet.

„Eine Dur-Tonart ist (ausgehend vom Grundton) durch die Intervalle große Terz, große Sexte und große Septime charakterisiert.“ (Enders et al., 2000: 94)

Sie hat einen symmetrischen Aufbau von zwei komplett gleichartigen Tetrachorden, welche jeweils am Ende statt einem Ganzton- einen Halbtonabstand haben. Der Aufbau einer Dur-Tonleiter kann in der nachfolgenden Abbildung eingesehen werden.


Abbildung 1 C-Dur-Tonleiter (Gorski, o.J.-a)

Mollskala

Der Begriff Moll wird von dem lateinischen Begriff mollis abgeleitet, welches übersetzt „weich“ bedeutet.

Es wird in der Mollskala zwischen drei Formen unterschieden: das äolische/natürliche, das harmonische und das melodische Moll.

Das äolische/natürliche Moll ist die ursprüngliche Form der Mollskala. Es ist im Grunde eine C-Dur-Tonleiter um zwei Töne nach unten auf a transponiert. Im Gegensatz zur Dur-Tonleiter ist eine natürliche Molltonleiter aus asymmetrischen Tetrachorden aufgebaut, die Halbtonabstände liegen hier auf der Stufe eins und fünf. Der Aufbau dieser Skala kann in der nächsten Abbildung eingesehen werden.


Abbildung 2 a-Moll-Tonleiter, natürlich (Gorski, o.J.-b)

Das harmonische Moll ist eine Analogiebildung zur C-Dur-Tonleiter, welche durch künstliche Erhöhung der siebten Stufe hervorgerufen wird. Man nennt es auch gefärbtes Durmoll. Der Aufbau dieser Skala kann der nächsten Abbildung entnommen werden.


Abbildung 3 a-Moll-Tonleiter, harmonisch (Gorski, o.J.-b)

Das melodische Moll ergänzt die Töne, die das Gehör dazu dichtet bildlich und klanglich. So wird die künstliche Erhöhung der fünften Stufe negiert. Die Stufenerhöhungen der ersten und siebten Stufe verbleiben. Der Aufbau der melodischen Skala kann der nächsten Abbildung entnommen werden.


Abbildung 4 a-Moll-Tonleiter, melodisch (Gorksi, o.J.-b)

Pentatonik

„Die pentatonische Skala leitet sich aus jeweils zwei Ober- und Unter-Quinten eines Tones ab, die in einem Oktavraum zu einer Skala aufgereiht werden. Diese Skala besteht nur aus großen Sekunden und kleinen Terzen“ (Schott Music GmbH & Co KG, o.J.)

Pentatonik leitet sich aus den griechischen Wörtern pénte und tónos ab, welche übersetzt „fünf“ und „Ton“ bedeuten. Sie gilt als die älteste bekannte Skala. Die bekannteste Form ist die halbtonlose, also eine fünfstufige Ganztonskala. Der Grundton einer pentatonischen Skala ist nicht bestimmbar.

„Kennzeichnend ist das lineare Nebeneinander von Ganztönen und kleinen Terzen“ (Enders et al., 2000: 304)


Dies ist der fünfte Artikel einer Artikelreihe, die dabei helfen soll mit Musiknoten einfacher klarzukommen und evtl. auch Leute dazu animieren soll sich als etwaiger Musiker das Notenlesen selbst beizubringen. Die Artikelreihe stützt sich auf eigene Erfahrungen und auf das Buch „allgemeine Musiklehre“ von Hermann Grabner in der 14. Auflage, alle weiteren Quellen sind entsprechend verzeichnet. Der nächste Artikel wird Harmonielehre (Akkorde und Dreiklänge) behandeln.


Quellen

Enders, Bernd; Frey, Jürgen; Nickles, Ralph; Welke, Thomas (2000): Schülerduden Musik, 3. völlig neu bearbeitete Aufl., Mannheim, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG

Grabner, Hermann (1982): Allgemeine Musiklehre, 14. Aufl., Kassel: Bärenreiter

Gorski, Markus (o.J.-a): Die Dur-Tonarten und ihre Tonleitern, [online]
www.lehrklaenge.de/PHP/Tonarten/Durtonarten.php [26.04.2017]

Gorski, Markus (o.J.-b): Die Moll- (Parallel-) Tonarten und ihre Tonleitern, [online]
www.lehrklaenge.de/PHP/Tonarten/Molltonarten.php [26.04.2017]

Schott Music GmbH & Co KG (o.J.): Pentatonische Tonleiter, [online]
www.musicademy.de/index.php?id=2400 [22.04.2017]