Noten lesen lernen und Notenlehre Teil 4
Intervalle und Quintenzirkel
Ein sehr theoretischer Teil der Notenlehre sind die Intervalle und der Quintenzirkel. Intervalle bezeichnen Abstände zwischen zwei Tönen, während der Quintenzirkel eine Hilfe zur Analyse von Akkorden und Erstellung von Tonleitern und Kadenzen darstellt. Kadenzen werden in dem sechsten Teil näher beleuchtet.
Intervalle
Intervallbegriffe
„Intervall[e sind] das Verhältnis zweier Töne bezüglich ihrer Tonhöhe“
(Grabner, 1923: 65)
Das im Zitat angesprochene Verhältnis kann bildlich im nachfolgenden Bild betrachtet werden.
Abbildung 1 Intervalle und ihre Namen (Grabner, 1982: 65)
Intervalle werden in der Regel aufwärts gerechnet, wenn sie jedoch abwärts gerechnet werden, wird das Wort „Unter“ der bereits in der Abbildung 1 aufgeführten Bezeichnungen vorangestellt. Die Intervallnamen leiten sich aus den Stufenbeziehungen ab und sind mit lateinischen Bezeichnungen versehen. Neben den im Bild gezeigten Intervallen gibt es in der kleinsten Form noch die Unterscheidung in Halb- und Ganztöne. Die Halb- und Ganztöne orientieren sich an der Klaviertastatur. Der Schritt zwischen einer weißen und der darauffolgenden schwarzen Taste, beispielsweise von C auf Cis, ist ein Halbton. Von einer weißen auf eine darauffolgende weiße Taste ist der Schritt in der Regel ein Ganzton, die Ausnahme bilden hier die Schritte von E auf F und H auf C.
Das rechnerische Entfernungsverhältnis, gemessen an Halbtönen, ist nicht immer gleich. Deshalb gibt es kleine, große, reine, verminderte und übermäßige Intervalle, welche jedoch nicht auf jedes Intervall zutreffen. Meistens wird allerdings in kleinen und großen Intervallen gerechnet. Eine Übersicht derer ist in der folgenden Abbildung zu sehen.
Abbildung 2 Tabelle der wichtigsten diatonischen und chromatischen Intervalle (Grabner, 1982: 83)
harmonische vs. melodische Intervalllehre
Harmonie und Melodik stehen in der Musik in einem engen Verhältnis. In der Intervalllehre werden diese jedoch grundlegend unterschieden. Für die harmonische Intervalllehre sind die Intervalle Prime, Terz und Quinte Grundlage. Sie bezieht sich auf die Stellung im Klang. Ganz im Gegensatz dazu steht die melodische Intervalllehre, welche sich auf das Verhältnis zur Grundskala.
Komplementärintervalle
„Komplementär ist jedes Intervall, das ein anderes zur Oktave ergänzt“
(Grabner, 1923: 73)
Damit ist ein Komplementärintervall ein Umkehrungsintervall, da die Komplementärintervalle erhalten werden, wenn die entsprechenden Töne um eine Oktave versetzt werden. Daraus folgt, dass die Quarte die Umkehrung der Quinte, die Sekunde die Umkehrung der Septime und die Sexte die Umkehrung der Terz ist. In der folgenden Abbildung können die Komplementärintervalle eingesehen werden.
Abbildung 3 komplementäre diatonische Intervalle (Grabner, 1923: 78)
Quintenzirkel
Der Quintenzirkel wird zur Veranschaulichung der sogenannten Quintverwandtschaft verwendet. Zusätzlich dazu kann er zur Ermittlung entsprechender Vorzeichen und Akkorde in den einzelnen Tonleitern verwendet werden. Der äußere Kreis des Quintenzirkels ist der Dur-Zirkel, während der innere den Moll-Zirkel darstellt. Zu der Bedeutung von Moll und Dur wird es in Artikel fünf mehr geben. Nachfolgend in der Abbildung kann ein solcher Quintenzirkel betrachtet werden.
Abbildung 4 Quintenzirkel (Gorski, o.J.)
„Quintverwandt sind Tonarten und Klänge, deren Grundtöne im Verhältnis einer reinen Quinte stehen“
(Grabner, 1923: 70)
Bei der Quintverwandtschaft wird zwischen einer direkten und einer indirekten unterschieden. Eine direkte Quintverwandtschaft kann durch die direkte Benachbarung der Töne im Quintenzirkel erkannt werden. So sind beispielsweise C und G direkt Quintverwandt. Indirekt Quintverwandt sind beispielsweise C und D. Eine indirekte Quintverwandtschaft wird also durch eine „vermittelnde quintverwandte Tonart“ (Grabner, 1923: 71) bestimmt.
Dies ist der vierte Artikel einer Artikelreihe, die dabei helfen soll mit Musiknoten einfacher klarzukommen und evtl. auch Leute dazu animieren soll sich als etwaiger Musiker das Notenlesen selbst beizubringen. Die Artikelreihe stützt sich auf eigene Erfahrungen und auf das Buch „allgemeine Musiklehre“ von Hermann Grabner in der 14. Auflage, alle weiteren Quellen sind entsprechend verzeichnet. Der nächste Artikel wird Begriffserklärungen zu Skalen (Dur-, Mollskalen und Pentatonik) behandeln.
Quellen
Gorski, Markus (o.J.): Der Quintenzirkel, [online]
www.lehrklaenge.de/PHP/Tonarten/Quintenzirkel.php [06.04.2017]
Grabner, Hermann (1982): Allgemeine Musiklehre, 14. Aufl., Kassel: Bärenreiter